Fachkommentar: Mag. Pharm. Adelheid Tazreiter |
Haben Sie schon gehört? Fit macht glücklich.
Gesund leben“ war lange Zeit das Synonym für „schmeckt nicht, strengt an, ist megalangweilig.
Und so sehen es etliche heute noch, vor allem in jungen Jahren. Junk food, Cyberwelt, Shoppen und Abfeiern sind der Inbegriff von Genuss. Sich Plagen ist out, Fun ist in. Und die Eltern machen mit – Taxidienste für 300 Meter, Tiefkühl-Produkte zum Essen, kaum Zeit für gemeinsame Ausflüge. Was klischeehaft klingt, trifft in vielen Fällen (immer noch) zu.
Doch daneben wächst auch das allgemeine Gesundheitsbewusstsein – nicht nur die Generation 50+ bemerkt, dass falsche Ernährung und mangelnde Bewegung zu unumkehrbaren Schäden führen. Die regelmäßig auftauchende mediale Berichterstattung über einen starken Anstieg bei dickleibigen Kindern in Österreich und der westlichen Welt und die damit verbundenen Erkrankungen rüttelt auf.
Übergewicht in jungen Jahren führt bei den meisten Betroffenen zu Adipositas im Erwachsenenalter.
Die körperlichen Folgeerscheinungen reichen von Diabetes, Bluthochdruck und Herz-Kreislauferkrankungen bis zu Hormonveränderungen und Schäden am Bewegungs- und Stützapparat sowie daraus resultierenden psychischen Beeinträchtigungen – vieles davon anhaltend und letztendlich lebensverkürzend. Und das will keiner. Abhilfe kann jeder Mensch nur für sich selbst schaffen, indem er sich bewusst macht, wie hoch sein Energiebedarf ist und wie er sich ernährt.
Speziell wir Frauen leben meistens auf Kriegsfuß mit ihnen und verwünschen sie als täglichen Feind unserer Figur: die Kalorien. Sie geben den vom Körper verwertbaren Energiegehalt der Nahrungsmittel an.
Die salopp als „Kalorie“ bezeichnete Kilokalorie (kcal) entspricht definitionsgemäß genau der Energiemenge, die man braucht, um einen Liter 15 Grad Celsius warmes Wasser um 1 Grad zu erwärmen. Multipliziert man die Zahl mit etwa 4, erhält man die Menge an Kilojoule (kJ) – die offiziell gültige Maßeinheit, mit der Nährwertangaben auf Lebensmittel angegeben werden.
Den Wert an Kilokalorien, die ein Mensch pro Tag mit der Nahrung aufnehmen muss, um seinen Energiebedarf zu decken, hängt von etlichen Faktoren ab.
Geschlecht, Körpergröße, Alter, Gewicht und Muskelmasse sind ausschlaggebend für den so genannten Grundumsatz. Dieser entspricht der Energie, die der Betreffende benötigt, um in völliger Ruhe (liegend) bei konstanter Umgebungstemperatur die lebensnotwendigen Körperfunktionen aufrecht zu erhalten. Hinzugezählt wird der Leistungsumsatz – also jene Energie, die der Körper zusätzlich verbraucht durch Bewegung, Arbeit, Sport, Schwangerschaft, Wachstum und Ähnliches. Die Summe aus Grund- und Leistungsumsatz wird als Gesamtumsatz bezeichnet und bestimmt die Anzahl an Kilokalorien, die der Mensch pro Tag für sein Leben tatsächlich verbraucht.
Alles was an Nahrungsenergie darüber hinaus zugeführt wird, zwingt den Organismus, den Überschuss in Form von ungeliebten Fettpölsterchen zu speichern.
Und je mehr er speichern muss, desto schwerer tut er sich. Wer also beim Essen und Trinken in etwa weiß, wieviele kcal er sich jetzt gerade schmecken lässt und sich einmal die Mühe gemacht hat, seinen persönlichen Energie-Tagesbedarf zu errechnen, hat in punkto Gesundheitsbewusstsein die Nase vorn. Die Beschäftigung mit der Zusammensetzung der konsumierten Lebensmittel ist ein weiterer Schritt in die richtige Richtung, um dem eigenen Körper ein optimales Verhältnis an Nährstoffen zuzuführen.
TIPP
Eine gesunde Mischkost sollte etwa 15% Eiweiß (= Proteine, z.B. Milch, Fleisch, Eier, Fisch u.a.), 55% Kohlenhydrate (Nudeln, Reis, Brot u.a.) und maximal 30% (möglichst pflanzliches) Fett sowie die lebenswichtigen Vitamine und Mineralstoffe aus Gemüse und Obst enthalten – und nicht zu vergessen etwa 2l kalorienarme Flüssigkeit pro Tag.
Doch auch bei der Zusammensetzung der Ernährung gibt es von Mensch zu Mensch je nach körperlicher Verfassung und Lebensweise individuelle Unterschiede im Bedarf.
Unser Zeitgeist strebt nach Vitalität und Nachhaltigkeit und in diesem Sog haben sich neuartige Kostvarianten etabliert: „vegetarisch“ und „vegan“ sind bereits allseits bekannt, „frutarisch“, „freegan“, „flexitarisch“ und andere sind weitere Beispiele des modernen Ernährungsspektrums mit dem Ziel, die Umwelt zu schützen, Massentierhaltung zu reduzieren und die eigene Gesundheit zu fördern.
Schon jugendliche Mädchen achten darauf, wieviel sie wovon essen, und das nicht nur der Figur wegen. Dass tierische Fette und viel Zucker schlecht sind, dafür Gemüse und Obst lebenswichtig, scheint mehr und mehr auch oder gerade der jungen Generation klar zu werden – ja sogar die männliche Bevölkerung zeigt sich zunehmend ernährungsbewusster.
Manch Anhänger rein pflanzlicher Kost übersieht jedoch dabei die Ausgewogenheit.
Denn während es dem Körper bei einem abwechslungsreichen vegetarischen Speiseplan an nichts fehlt, riskieren etwa Veganer, die jegliche tierische Nahrungsquelle (also auch Eier und Milchprodukte) ablehnen, Defizite bei bestimmten Nährstoffen (Vitamin B12, Kalzium, Proteine, Vitamin D, Eisen u.a.). Spezielle Ergänzungspräparate aus der Apotheke können diesen Mangel ausgleichen.
Hand in Hand mit unserem neuen Ernährungsbewusstsein geht der Wunsch nach mehr Fitness. Den naturgegebenen Bewegungsapparat und die Muskeln einzusetzen, um vital zu bleiben und den Organismus gesund zu erhalten, wird durch ein riesiges Angebot an altbewährten und neuen Trainingsmethoden sowie neu erdachten Trend- Sportarten angespornt. Beinahe jeder findet dabei etwas, was ihm trotz der Anstrengung auch Vergnügen bereitet. Und in einer Gruppe von Gleichgesinnten macht die Bewegung gleich noch mehr Spaß. Was daraus resultiert sind seelisches Wohlbefinden und ein beschwingtes Körperfeeling. Ja, und mit einem straffen Body zieht man schon den einen oder anderen Blick auf sich und liefert sich damit selbst den besten Kick für’s eigene Selbstbewusstsein. Die schönen Blutwerte sind dann fast schon Nebensache.