Fachkommentar: Mag. Pharm. Adelheid Tazreiter

MNS und FFP-Masken – das können sie, so wirken sie.

Der wichtigste Artikel im derzeitigen Alltag ist die Mund-Nasen-Schutz Maske. Nein, nicht das Klopapier und Nudeln, obwohl diverse Lockdowns gezeigt haben, dass diese Produkte in der Prioritätenliste der ÖsterreicherInnen ganz oben stehen. Denn SARS-CoV-2 hat klar gemacht, dass Fremd- und Eigenschutz das beste Mittel ist, die Gesundheit zu erhalten. Wurden die Chinesen in Vor-Corona Zeiten belächelt, wenn man sie maskiert einkaufen gesehen hat, fällt man heute unangenehm auf, wenn man sich mit bloßem Gesicht in den Supermarkt wagt. Und wird im schlimmsten Fall geschmalzen von der Polizei bestraft.

Die Meinungen dazu sind ambivalent – der Großteil der Bevölkerung trägt die Corona-Regeln mit: Sie minimieren soziale Kontakte, halten wenn möglich 1,5 – 2m Abstand, desinfizieren regelmäßig die Hände und tragen konsequent ihren Mund-Nasen-Schutz. Doch einige finden diese Maßnahmen überzogen und boykottieren damit eine schnellere Rückkehr zur Normalität. Nicht nur das – sie gefährden alle anderen und sich selbst, an COVID-19 zu erkranken.

Der Mund-Nasen-Schutz ist ein aprobates Mittel, zu verhindern, dass sich ausgestoßene Tröpfchen in der Luft verteilen. MNS-Masken helfen mit, das Risiko einer atemluftübertragbaren Infektion zu vermindern. Je nach Art dienen sie dem Eigenschutz oder zusätzlich auch dem Fremdschutz. Wir möchten Ihnen im Folgenden die verschiedenen Arten der Masken vorstellen und einen Überblick über deren Wirksamkeit geben.

Aktuell werden derzeit 3 KLASSEN VON MASKEN eingesetzt:

  • Mund-Nasen-Bedeckung:
    DIY-Maske, Community-Maske
  • Medizinische Gesichtsmasken: MNS (Mund-Nasen-Schutz), Operationsmasken
  • Partikelfiltrierende Halbmasken:
    FFP 1, FFP 2, FFP 3

Mund-Nasen-Bedeckung (MNB)

Mund-Nasen-Bedeckungen sind Masken, die aus handelsüblichen Stoffen in unterschiedlichen Designs genäht werden und keinem gesetzlichen Nachweisverfahren in Bezug auf ihre Wirksamkeit unterzogen werden. Sie dürfen daher nicht mit Schutzwirkung ausgelobt werden und entsprechen keiner gesetzlichen Norm. Aufgrund der Erfahrungen der letzten Monate ist ihre Wirksamkeit jedoch auch wissenschaftlich bestätigt worden und zwar je besser desto fester der Stoff gewebt ist.

MNS
Die MNB – Mund-Nasen-Bedeckung dient vorwiegend als Fremdschutz.

Personen, die eine Mund-Nasen-Bedeckung tragen, sollten unbedingt FOLGENDE REGELN BERÜCKSICHTIGEN:

  • Nur im privaten Bereich verwenden
  • Die gängigen Hygienevorschriften trotzdem konsequent einhalten
  • Die Maske muss richtig über Mund, Nase und Wangen platziert sein und an den Rändern möglichst eng anliegen, um das Eindringen von Luft an den Seiten zu minimieren.
  • Eine durchfeuchtete Maske sollte sofort ausgetauscht werden.
  • Die Maske sollte nach dem Abnehmen möglichst rasch gereinigt und bis dahin in einem luftdichten Beutel aufbewahrt werden.
  • Die Masken sollten idealerweise bei 95° Grad, mindestens aber bei 60° Grad gewaschen und anschließend vollständig getrocknet werden.

ZWECK DER MNB: Minderung der Tröpfchen-Freisetzung und Minderung der Kontaktberührung mit Mund und Nase.
SCHUTZWIRKUNG: vorwiegend Fremdschutz, da Wirkung als Spuckschutz.

Medizinische Gesichtsmasken (Mund-Nasen-Schutz MNS;
OP-Masken)

Sie schützen das Gegenüber vor infektiösen Tröpfchen des Maskenträgers, sind also hauptsächlich für den Fremdschutz entwickelt worden. Sitzt die Maske gut und fest, fungiert sie auch zu einem gewissen Teil als Eigenschutz. Kaum abgehalten werden allerdings erregerhaltige Aerosole.

DAZU EIN KLEINER EXKURS:

Tröpfchen haben einen Durchmesser von mehr als 5 µm (Mikrometer). Nach der Ausatmung sinken sie rasch zu Boden und werden zumeist nur innerhalb 1 Meters übertragen. Allerdings wurde festgestellt, dass große Flüssigkeitspartikel, die beim Niesen oder Husten ausgestoßen werden, bis zu 8 m fliegen können.

Partikel in einem Aerosol sind 0,01 µm bis 100 µm groß. Ein guter Teil ist also deutlich kleiner als Tröpfchen. Die flüssigen Absonderungen (Sekrete) der Atemweg – Schleimhäute bestehen aus Wasser, Schleimstoffen und Mikroorganismen, darunter auch Krankheitserreger. Durch Ausatmen, Sprechen, Niesen und Husten werden die Sekrete in Form von Tröpfchen und Aerosolen („Tröpfchenkerne“) an die Umwelt abgegeben. Je kleiner die Partikel desto langsamer sinken sie zu Boden, sodass die winzigen Aerosol-Teilchen stundenlang in der Luft schweben und damit auch die Krankheitserreger länger infektiös bleiben.

grafik-aerosol

MNS und OP-Masken sind als so genannte Medizinprodukte im Verkehr und unterliegen als solche dem Medizinproduktegesetz. Außerdem müssen sie der Norm EN 14683 entsprechen. Nach einem erfolgreichen Nachweisverfahren („Konformitätsbewertung“) werden diese Masken mit einem CE Kennzeichen versehen und sind damit in Europa frei für den Handel.

ZWECK DER MEDIZINISCHEN GESICHTSMASKEN
Minderung der Tröpfchen-Freisetzung und Minderung der Kontaktberührung mit Mund und Nase
SCHUTZWIRKUNG
vorwiegend Fremdschutz (Tröpfchen-Ausstoß wird deutlich verringert)

Partikelfiltrierende Halbmasken (FFP1, FFP2 und FFP3)

Partikelfiltrierende Halbmasken (FFP-Masken) gehören zur persönlichen Schutzausrüstung im Rahmen des Arbeitsschutzes. Sie schützen vor Partikeln, Tröpfchen und Aerosolen.

Es gibt unterschiedliche Modelle dieser Maskenklasse: OHNE AUSATEMVENTIL UND MIT AUSATEMVENTIL.

Masken ohne Ausatemventil filtern sowohl die eingeatmete Luft als auch die Ausatemluft und bieten daher sowohl Eigenschutz als auch Fremdschutz. Bei Masken mit Ventil wird nur die eingesogene Luft filtriert und wirkt daher wenig als Fremdschutz.

Partikelfiltrierende Halbmasken (FFP-Masken) müssen der DIN-Norm EN 149:2009-08 entsprechen, die Filterleistung wird mit Aerosolen getestet.

FFP 1: filtrieren etwa 80% der Aerosole
FFP 2: filtrieren mind. 94%
FFP 3: filtrieren mind. 99%

FFP-Maske
FFP-Masken mit Ventil wirken eher als
Eigenschutz, da die Ausatemluft nicht filtriert wird.

 

Um partikelfiltrierende Halbmasken rechtmäßig in Europa in den Verkehr zu bringen, müssen sie einer Konformitätsbewertung einschließlich einer Baumusterprüfung gemäß PSA-Verordnung (EU) 2016/425 unterzogen werden. Nach Abschluss dieser Verfahren erhalten sie die CE-Kennzeichnung eines Medizinproduktes sowie die vierstellige Nummer der am Konformitätsbewertungsverfahren beteiligten benannten Stelle.

SCHUTZ ODER SCHADEN?

Viel diskutiert ist die Frage, ob Mundschutzmasken für den Träger auch negative Auswirkungen haben. Es gibt Behauptungen, dass der Mundschutz zu Vergiftungen (mit CO2 = Kohlendioxid) oder anderen Schädigungen führt. Diese Aussagen beruhen jedoch auf verfälschten Messergebnissen der CO2-Werte, da die üblichen Messgeräte für die Anwendung bei Mundschutzmasken nicht geeignet sind.

DAZU EINIGE FAKTEN:

Seit vielen Jahrzehnten müssen Medizinische Gesichtsmasken und FFP-Masken von etlichen Berufsgruppen zwingend getragen werden, oft den ganzen Tag lang. Dazu gehören Ärzte und Pflegepersonal sowie Arbeiter im Bauwesen, der Nahrungsmittelindustrie, der Metallindustrie oder im Bergbau. Auch Sturmhauben beim Skifahren oder Motorradfahren entsprechen einem Mund-Nasen-Schutz, was das Atmen betrifft. Von Personen, die zu diesen Gruppen gehören hat man aber bis dato nicht gehört, dass es zu größeren Problemen gekommen wäre.

Richtig ist allerdings, dass Operations-Masken und FFP-Masken die Atmung als mechanische Barriere behindern und zu einer erhöhten körperlichen Belastung führen. Es kommt zu einer Zunahme des Atemwiderstandes, was speziell für Personen, die von vorne herein an einer Atemwegserkrankung oder Luftnot leiden, das Tragen dieser Masken schwierig macht. In geringem Ausmaß gilt das auch für den gewöhnlichen Mund-Nasen-Schutz.

Solange diese Pandemie nicht unter Kontrolle ist und tausende Todesopfer täglich fordert, ist der Mund-Nasen-Schutz jedoch – zusammen mit den Hygienemaßnahmen und Abstand-Halten – das beste Mittel, um nicht an CoVid-19 zu erkranken. Das Tragen der Maske ist unser wichtigster Schutz.

Übersicht – Mundschutz: Welche Maske soll ich tragen?

opmasken

stoffmasken

brille

Verwendete Quellen: Robert Koch-Institut; Weltgesundheitsorganisation; Moldex; Uvex; Nature: Leung et al., 2020; Journal of Health Care Engineering: Lee et al., 2020; Epidemiol Infect: Suess et al., 2011; Cambridge University Press: Davies et al., 2013; Public Library of Science: Sande et al., 2008; New England Journal of Medicine: Doremalen et al., 2020; Lancet: Chu et al., 2020; Nature 586, 186-189 (2020), Lynne Peeples, Illustrationen: Die Zeit, Stand: 01/2021

Der Artikel Gut geschützt: Mund-Nasen-Schutz-Masken ist erstmals auf APOgesund.at erschienen.